Interview mit unserer Betriebshelferin Anja Sahl

Wir haben Anja Sahl zu ihrer Tätigkeit als Betriebshelferin befragt.

Anja Sahl ist 30 Jahre alt und wohnt in Pfaffenhausen, seit 2010 ist sie über den Ländlichen Betriebs- und Haushaltsdienst (LBHD) Betriebshelferin bei unserem Maschinenring.

Wie bist du auf den Beruf Landwirtin gekommen?
Ich bin ab dem Alter von 6 Jahren bei meinem Nachbarn mit in den Stall gegangen. Am Anfang bin ich mitgelaufen und irgendwann habe ich dann, vor allem an den Wochenenden und Ferien, selbst gemolken. Daraus hat sich dann meine Leidenschaft entwickelt. Ich schwankte bei der Berufswahl zwischen Pferdewirtin, da ich selbst ein Pferd habe, und Landwirtin. Habe mich dann aber letztendlich für die Landwirtschaft entschieden.

Wie war dein beruflicher Werdegang?
Ich habe einen qualifizierten Hauptschulabschluss und nachfolgend meine landwirtschaftliche Lehre absolviert (BGJ und zwei Jahre Fremdlehre).

Der erste Lehrbetrieb war mit Laufstall, Melkstand und ca. 70 Kühe. Dort lernte ich sinnvoll Arbeitsabläufe zu strukturieren und Tiere genau zu beobachten.
Der zweite Betrieb hatte 40 Kühe im Anbindestall, da bin ich sehr viel Schlepper gefahren, war also meistens in der Außenwirtschaft tätig – aber natürlich auch im Stall.
Da der Betriebsleiter einen Unfall hatte, als ich die Ausbildung anfing, managte ich den Betrieb zusammen mit dem Betriebshelfer und lernte dadurch eigenverantwortlich und eigenstrukturiert zu arbeiten.

Wie bist du zu dieser Tätigkeit als Betriebshelferin gekommen?
Der Maschinenring hat sich damals in der Berufsschule vorgestellt und da ich keinen eigenen Hof habe, dachte ich mir, dass könnte was für mich sein. Und nachdem ich im meinem zweiten Lehrjahr viel mit dem Betriebshelfer vor Ort zu tun hatte, habe mich damals initiativ beim MR vorgestellt und beworben.

Welche Voraussetzungen musstest du erfüllen, damit du in der Betriebshilfe anfangen konntest?
Die Ausbildung zur Landwirtin. Auch ein T-Führerschein ist von Vorteil, zur damaligen Zeit hieß es noch man benötigt den Meister um bei der LBHD anfangen zu können. Ich hatte dann aber die Möglichkeit einen Kurs in Herrsching zu besuchen, um als Betriebshelferin über die LBHD arbeiten zu können.

Welche Fähigkeiten sollte man haben, wenn man als Betriebshelfer/in anfangen möchte?
Vor allem Flexibilität – auch wegen der Anpassung an die einzelnen Betriebe, da jeder Betriebsleiter seinen Betrieb etwas anders leitet. Ein wenig Einfühlungsvermögen sollte vorhanden sein und auf jeden Fall die Fähigkeit nach Feierabend abschalten zu können.

Kannst du dich noch an deinen ersten Einsatz erinnern, welche Eindrücke du hattest?
Mein erster Einsatz war auf einem kleinen Hof mit ca. 20 Kühen mit Doppel 2-er Melkstand, da war ich für den Haushalt und Stall zuständig. Die Kinder waren damals in meinem Alter. Es war noch die Oma am Hof und ich hatte somit immer einen Ansprechpartner vor Ort. Ein optimaler Einsatz zum Einstieg.

Ich entschied mich drei Jahre später noch die Ausbildung zur Hauswirtschafterin zu absolvieren, da ich sehr oft Haushaltseinsätze hatte.

Wann kommst du zum Einsatz – wann ist Unterstützung einer Fachkraft erforderlich?
Wenn jemand auf dem Hof ausfällt, z. B. durch Krankheit, Unfall, Schwangerschaft u. Mutterschutz, Todesfall.

Übernimmst du auch außerlandwirtschaftliche Einsätze?
Ja, ab und zu.

Wie laufen diese Einsätze dann ab, was kann man sich darunter vorstellen?
Es sind im Normalfall immer private Haushaltseinsätze. Vom Aufgabenbereich ist es dort immer ähnlich.
Man muss viel von der Landwirtschaft erzählen – die Leute sind sehr interessiert, was ich da so zu tun hab und was ich alles mache.
Manche haben selber noch in irgendeiner Weise Bezug zur Landwirtschaft.

Welche Aufgaben übernimmst du in den Einsätzen?
In Privathaushalten den Haushalt, das Kochen, Waschen, Bügeln und manchmal auch Einkaufen.
Bei landwirtschaftlichen Betrieben meist das Melken aber auch die Fütterung. Bei der Fütterung ist von viel Handarbeit bis zur kompletten Mechanisierung alles dabei. Teilweise bin ich auch in die Außenwirtschaft eingebunden, je nachdem ob noch jemand am Hof tätig ist wie z. B. Kinder. Ansonsten fahre ich in der Erntezeit zum Schwadern und Kreiseln oder bei der Maisernte mit einem Abfahrgespann.

Wie schwierig ist es mit fremden Maschinen zu fahren?
Am Anfang bin ich immer noch etwas nervös – aber eigentlich weiß ich ja, dass ich es kann. Nur wenn Leute mir dabei zusehen, stehe ich immer etwas unter Druck. Meistens sind dann aber alle beeindruckt – da es super geklappt hat und sie mir das nicht zugetraut hätten.

Welche Eindrücke konntest du auf den Betrieben sammeln und welchen Eindruck denkst du haben die Betriebe von dir?
Am Anfangen denken sie immer: „hm – a Mädla – so klein und ob des funktioniert?“ und am Ende sind dann alle sehr zufrieden. Klein aber oho – wird meistens unterschätzt. Ich halte mich deshalb immer mit meinen Aussagen zurück, was ich alles kann, denn wenn es besser läuft dann sind alle überrascht. Es kann immer was passieren – aber große Schäden habe ich so noch nie gehabt.

In welchem Bereich kommst du am liebsten zum Einsatz, was macht dir am meisten Spaß?
Auf jeden Fall die Arbeit im Stall und Draußen, mit Tieren und Maschinen.
Am liebsten mag ich es, wenn es in der Früh gleich losgeht, bei Einsätzen die erst später starten, ist der Vormittag immer gleich vorbei. Aber letztendlich muss es der Betrieb selbst wissen.

Was begeistert dich an deinem Beruf?
Die abwechselnden Aufgaben und Betriebe, es wird nie langweilig. Langeweile ist schlecht. Ich kann es mir auch gar nicht anders vorstellen.

Musst du für dich speziell was berücksichtigen, wenn es um das Zeitfenster Arbeitszeit geht?
Ich muss meine Arbeit so einplanen, dass ich es in der bewilligten Zeit schaffe, meine Pausen mache und meine Ruhezeiten einhalte. Die SVLFG genehmigt die Einsätze und setzt den Umfang der Stunden pro Woche fest.

Wie ist es für dich – sich immer wieder auf neue Betriebe einzulassen?
Eigentlich nicht wirklich schwer – weil es im Grund ja immer dasselbe ist wie z. B. Melken – ich find mich da immer schnell zurecht.
Nach zwei Mahlzeiten bin ich dann soweit drin.

Wie beurteilst du die Themen Arbeitsbelastung, Verdienst und Vereinbarkeit mit dem Privatleben?
Für mich ist das keine Belastung – es ist mein Hobby, meine Leidenschaft – das was ich gerne mache. Manchmal gibt es bei mir natürlich auch Tage wo es nicht so gut läuft aber ich denke das hat jeder. Ich sehe es dann eher wie eine Herausforderung, die ich wieder geschafft habe.
Beim Verdienst kann man immer jammern, für mich passt es eigentlich.
Mit dem Privatleben lässt es sich eigentlich gut vereinbaren, außer im Sommer, wenn die Erntearbeiten bei meinem Freund anstehen, dann ist es manchmal etwas stressiger.

Kannst du den Beruf weiterempfehlen?
Ja auf jeden Fall. Ich würde mich über neue Kollegen sehr freuen.

Welche Botschaft hast du an neue Betriebshelfer/innen?
Langweilig wird’s nicht, man sieht viel Neues und es ist sehr interessant. Aber man muss auf jeden Fall Privates und Berufliches trennen und nach der Arbeit abschalten können.